Berta Mayer in Wien

Da 1950 in Wien noch große Wohnungsnot herrschte war nach der Ankunft an eine eigene Wohnung nicht zu denken. So verbrachte man die ersten Monate bei den Schwestern Gustavs. In Wien Hernals lebten diese beiden Schwestern Ella und Mitzi vis a vis Hernalser Hauptstraße 101 und 106. Bei der ehemaligen Kindererzieherin Ella lebten nun Berta und Tochter Helga und bei der pensionierten Schneiderin Mitzi Gustav mit seiner Tochter Berti. Erst nach einigen Monaten übersiedelte man in das kleine Häuschen der Familie des 1943 verstorbenen Bruders Julius. Dort machte seine Witwe Barbara, die mehr am Land als in Wien wohnte, Platz und Fam. Mayer bezog dort 2 Zimmer und lebte mit Hans, Trude und Gerti aus der Familie von Onkel Julius in der Escherichgasse 10, Wien Döbling.

Da Gustav nun ohne Geld kein neues Geschäft aufbauen konnte, außerdem schon 64 Jahre alt war, kümmerte er sich um den Haushalt und stellte aufgrund seiner langen Tätigkeit für Hugo Botschen 1900-1926 einen Rentenantrag in Österreich. Es dauerte Jahre bis der Antrag bewilligt war, beinhaltete nun aber auch die Zeiten als Selbständiger im Deutschen Reich 1938-1945. Berta, erst 47 Jahre alt, ging sofort arbeiten. Zuerst in den Haushalt einer nach Wien zurückgekehrten jüdischen Familie, wo sie sich um Haushalt und Kinder kümmerte. Nach einigen Monaten übernahm sie die Reinigung von Büro und Lager der Großhandelsfirma für Schreibwaren beider Tochter Berti inzwischen als Kontoristin angefangen hatte. Doch Reinigungsarbeiten waren für die ehemalige Geschäftsfrau Berta nicht auslastend. Durch Vermittlung der dortigen Chefin kam sie dann ins Karat-Werk, einem Hersteller von Kunstlederartikeln und Feuerzeugen. Sie stieg dort durch ihren Fleiß von der Packerin zur Expeditleiterin auf und arbeite dort von 1952 bis 1966.

Silberne Hochzeit November 1951

Danach widmete sie sich ihrem Gustav, der kränklichen Tochter Helga und ihrem 1964 geborenen Enkelkind Michael. Gustav starb 1967, das Enkelkind ging zur Schule und Berta ging in den 70er Jahren, um sich ihre kleine Pension aufzubessern, wieder arbeiten. Diesmal in die evangelische Superintendentatur, wo sie wieder Reinigungsarbeiten übernahm. Selbst mit über 70 ging sie noch arbeiten um sich und Tochter Helga Urlaube finanzieren zu können. Berta erzählte in der Familie oft über ihr Leben in Asch, später in Eger und über die Essigfabrik Hans Uhl.Sie wurde über 90 Jahre alt und verstarb am 13. Februar 1994 in Wien. Sie liegt im Familiegrab Mayer am Hernalser Friedhof.

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